An dem Thema „35 Jahre Deutsche Einheit“ wird niemand in diesem Jahr vorbeikommen. Auch wir nicht. Vor allem am Stand der inneren Einheit, an der Zerrissenheit und den Unterschieden zwischen Ost und West werden sich die Kommentatoren und Festtagsredner abarbeiten. Ist der Osten wirklich nur eine „Erfindung des Westens“, wie es der Leipziger Germanist Dirk Oschmann offenbar so treffend in seinem gleichnamigen Bestseller unterstellt? Warum haben die westdeutschen Eliten mit Ignoranz und Arroganz die innere Einheit versemmelt? Hatte der Osten wirklich nie eine Chance oder sollte er weniger jammern und dafür einfach machen?
Diesen und mehr Fragen widmen wir uns im Rahmen unseres Brandenburger Klostersommer 2025 aus einem ganz besonderen Blickwinkel. Wir lassen die Frauen sprechen. Drei ostdeutsche Frauen, genauer gesagt. Basierend auf dem Erfolgsbuch „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“ von Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann bringen wir die gleichnamige Theaterfassung unter der Regie von Sylvia Kuckhoff zur Aufführung. Auf der Bühne der Johanniskirche werden die drei Schauspielerinnen Andrea Held, Anne Rathsfeld und Ilka Teichmüller – alle noch vor dem Mauerfall Absolventinnen der Babelsberger Filmhochschule – nicht nur fröhlich Alkohol trinken, sondern auch ganz ernst die Jahre vor und nach dem Mauerfall reflektieren und den idealen Ausweg aus der gegenwärtigen gesellschaftlichen Misere entwerfen. Ein berauschend nüchterner Blick auf 35 Jahre Deutsche Einheit sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ost und West.