In Deutschland werden pro Tag bis zu 15.000 Blutkonserven benötigt! Oftmals sind aus menschlichem Blut gewonnene Präparate die einzige Behandlungs- oder Heilungsmöglichkeit, das betrifft zum Beispiel Tumorerkrankungen, Organtransplantationen, die Behandlung von Blutkrebs und Operationen. Bislang gibt es keinen gut nutzbaren künstlichen Ersatz für menschliches Blut. Blutkonserven sind nur sehr kurz einsetzbar (35-42 Tage). Um also den regelmäßigen Bedarf an Blut zu decken, sind Empfänger*innen weiterhin auf freiwillige Spenden angewiesen. Und Empfänger*innen können wir und unsere Angehörigen alle irgendwann mal sein.
Blutspender müssen in Deutschland mindestens 18 Jahre alt sein und maximal 72 (bei Erstspende maximal 64) und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Sie dürfen nicht schwanger sein, nicht stillen und aktuell keine Antibiotika einnehmen. Medikamente sind aber nicht grundsätzlich ein Hinderungsgrund. Vor einer ersten Spende wird man gründlich untersucht und ausführlich ärztlich beraten. Dabei erfährt man, ob man zum Beispiel trotz bestimmter Medikamente als Spender*in geeignet ist.
Am Tag der Blutspende sollte man circa zwei bis drei Stunden vorher etwas gegessen haben und eine größere Menge trinken. In der Blutspendestelle muss ein Personalausweis oder ein Ausweis vorgelegt werden.
Zunächst wird mittels eines Tropfens Blut aus der Fingerkuppe der Hämoglobinwert bestimmt. Menschen mit Anämie dürfen kein Blut spenden, bis sich der Wert normalisiert hat. Ein Anamnesebogen muss ausgefüllt und Blutdruck und Körpertemperatur überprüft werden. Die Blutspende selbst dauert nur wenige Minuten, es werden 500 Milliliter entnommen. Dabei wird steriles Einwegmaterial verwendet. Blutbeutel und Untersuchungsröhrchen werden mit dem gleichen Strichcode markiert, damit sind Verwechslungen ausgeschlossen. Während der Spende wird man kostenfrei verpflegt (in Potsdam erhält man derzeit einen Imbiss zum Mitnehmen). Für Registrierung, Untersuchung und eine Erholungsphase nach der Spende muss insgesamt eine Stunde eingeplant werden.
Nach der Entnahme wird das Blut zunächst in einem Labor untersucht. Sollte es einen auffälligen Befund geben, wird man umgehend darüber informiert. Etwa vier Wochen nach der ersten Spende erhält man einen Blutspendeausweis, der beim nächsten Blutspendetermin das Verwaltungsprozedere abkürzt und im Notfall schnell über die Blutgruppe informiert.
Bis zu drei Menschen profitieren von einer Blutkonserve, aus der zum Beispiel ein Erythrozytenkonzentrat, die klassische Blutkonserve, und ein Plasmapräparat gewonnen werden können.
Die beim Spenden abgenommene Menge Blut ist so gering, dass der Körper sie schnell wieder ausgleichen kann. Für den Spender bedeutet das regelmäßige Blutspenden auch immer eine Kontrolle der eigenen Gesundheit. Und nicht zuletzt kann man mit einem geringen zeitlichen und sonstigen Aufwand zum Lebensretter werden. Dennoch ist die Zahl der Blutspender in den letzten Jahren rückläufig. Etwa 33 Prozent der Bevölkerung erfüllen die Voraussetzungen, aber nur drei Prozent spenden Blut und versorgen das Land mit Reserven für zwei bis drei Tage. Wenn aus einem „Warum sollte man Blut spenden?“ ein „Warum sollte man es eigentlich nicht tun?“ würde, wäre ein guter Anfang gemacht.
Text: Ariane Linde