Soziale Isolation gehört zu den großen Risikofaktoren, die ein gesundes und glückliches Altern beeinträchtigen. Und es wird mit dem Alter immer schwieriger, Isolation bewusst zu verhindern und neue Menschen kennenzulernen. In der Jugend ist dies alltäglich und unproblematisch. Auch im Berufsleben gibt es immer wieder Gelegenheiten, anderen Menschen zu begegnen, neue Kontakte aufzubauen, zu pflegen und zu beenden. Im (Renten-)Alter sieht das plötzlich ganz anders aus. Jahrelange Berufskontakte enden plötzlich, mal gewollt, mal ungewollt. Umzug, Wegzug, Veränderung der Lebensverhältnisse, chronische Krankheiten, auch Schwerhörigkeit, gehören zum Altwerden und erfordern neue Verhaltensmuster für Aufbau und Pflege sozialer Kontakte.
Frau Preschel und Frau Berner hatten eine jahrzehntelange, intensive Freundschaft, die im Rentenalter nach und nach erlischt, weil beide extrem unterschiedliche Alterseinkünfte haben. Frau Berner ist finanziell gut versorgt und will ihr Alter genießen. Kulturveranstaltungen, wöchentliche Restaurantbesuche, viele Reisen gehören dazu. Gern auch im Luxussegment. Frau Preschel kann sich das alles nicht mehr leisten und erzählt „Sie will mich dann immer einladen, sie hätte doch genug Geld, es würde ihr gar nichts ausmachen, für mich mit zu bezahlen. Hauptsache, wir wären zusammen. Aber ich halte das nicht aus. Ich kann das nicht annehmen, fühle mich dabei so unwohl. Nun suche ich immer nach Ausreden, schiebe manchmal sogar eine Krankheit vor. Ich bin richtig froh, wenn sie wieder ein paar Wochen verreist ist.“
Ein anderes Problem schildert Roswitha. Sie ist im Alter von 68 Jahren von Bayern nach Potsdam gezogen, in das Haus ihres Schwiegersohnes. Sie hat dafür Lebensfreundschaften und ihr soziales Umfeld aufgegeben. Die stille Hoffnung, in den Familienalltag integriert zu werden, viel Zeit mit den Enkeln verbringen zu können, der Tochter zu helfen, erfüllt sich nicht. Es schleicht sich schnell das Gefühlt ein, den gewohnten Familienalltag eher zu stören. Und die Tochter sagt immer öfter „Such dir doch neue Bekannte, geh doch mal in die Seniorentreffs, unternimm etwas.“ Leichter gesagt als getan, denkt Roswitha. In den Treffpunkten kennen sich alle schon, sie hat nicht das Gefühl, willkommen zu sein. Sie nimmt an einer Reise teil, aber auch dort bleibt sie allein. Sie wird immer unsicherer und erwartet, dass andere sie ansprechen, andere sie einbeziehen, ihr Signale senden, dass man sie kennenlernen will. Diese Erwartung erfüllt sich selten.
Auf andere aktiv zuzugehen, muss im Alter von vielen Menschen neu gelernt werden. Die Angst, abgelehnt oder nicht gemocht zu werden, darf man nicht zu groß werden lassen, sonst rutscht man schneller in die soziale Isolation, als man denkt. Soziale Isolation ist ein anerkannter, hoher Risikofaktor für das Nachlassen der Hirnleistung, was Altersforscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin zeigen. (Dr. Martin Korte, Hirngeflüster, S. 144 ff., Europa Verlag, 2. Auflage 2019) Kommunikation mit anderen Menschen fordert dem Gehirn mehr ab, als wir ahnen. Soziale Beziehungen umfassen eine breite Palette an Hirnfunktionen, so dass die Lebensdauer von Hirnzellen und deren Vernetzung (Synapsen) vor allem im Frontalhirn nachweislich verbessert werden.
Paul hat es richtig gemacht. Er ist im Alter von 93 Jahren aus Thüringen nach Potsdam gezogen. Die Stadt hat er in kurzer Zeit erkundet. Wo es ihm gefällt, geht er wieder hin. Er ist der älteste Besucher im Treffpunkt. Seine Biographie hat er aufgeschrieben und immer mal wieder liest er anderen daraus vor. Seine bewusst gesuchten und gepflegten sozialen Kontakte halten seine Seele jung.
Text: Gisela Gehrmann
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