
Vom 31. Oktober bis Ende Februar 2026 verwandelt sich die Metropolis-Halle im Filmpark Babelsberg in ein faszinierendes Zeitfenster ins Jahr 1912, direkt an Bord des größten und berühmtesten Passagierschiffs seiner Zeit: der RMS Titanic.
Ich checke als Mrs. James Joseph Brown – Amerikanerin und alleinreisend, wie auf meiner Bordkarte vermerkt ist, die gleichzeitig als Eintrittskarte gilt. Während der Führung erfahre ich unter anderem einiges über mich und die anderen Reisenden des als „unsinkbar“ bezeichneten und modernsten Schiffs seiner Zeit, welches am 14. April 1912, nur vier Tage nach der Jungfernfahrt, mit einem Eisberg kollidiert und innerhalb von zwei Stunden und 40 Minuten sinkt.
Die neureiche Erste-Klasse-Passagierin Mrs. Brown begleitet mich gedanklich auf dem Rundgang durch das Schiff. Dieser persönliche Zugang zur Geschichte der Titanic ist eine Perspektive, die die Ausstellung besonders macht – eine gelungene Einbeziehung persönlicher Schicksale, die eine ganz eigene Verbindung zu den ausgestellten Gegenständen und zur Atmosphäre der Ausstellung schafft.
„Die Ausstellung an sich hat viele Jahre Vorbereitung erfordert, und die Artefakte wurden dabei immer entsprechend dem Ausstellungsort ausgesucht“, so die Kuratorin der Ausstellung Tomasina Ray. „Wir haben hier in Babelsberg zum Beispiel die Artefakte des Deutschen Franz Pulbaum mitgebracht, so dass die Menschen mehr über seine spezielle Geschichte erfahren können.“
Über 5.000 originale Artefakte der Titanic lagern bei der RMS Titanic Inc., die für die in sieben Tauchexpeditionen gefundenen Artefakte der Titanic in den USA zuständig ist und die Ausstellung mitveranstaltet. Mehr als 200 dieser Originale sowie diverse originalgetreue Nachbauten, wie zum Beispiel die Kabinen der ersten und dritten Klasse, vermitteln einen sehr authentischen Eindruck vom Aufenthalt auf dem Schiff.
„Es waren 2208 Menschen auf der Titanic, das sind 2208 Geschichten. Unsere Intention ist es, die Erinnerung an diese Menschen am Leben zu erhalten und die Besucher in die Geschichte einzubeziehen. Wir möchten sie neugierig machen, mehr zu erfahren und die Geschichten weiterzugeben“, so Ray.
Die Ausstellung richtet sich an ein breites Publikum: Geschichtsinteressierte werden ebenso fasziniert sein wie Titanic-Filmfans, Familien und Schulklassen. Neben dem Audio-Guide, der die Besucher selbstständig durch die Ausstellung führt, werden spezielle Führungen für Gruppen sowie Vorbereitungsmaterial für Schulklassen angeboten.
„Was die Ausstellung für Familien so interessant macht, ist, dass man sich hier Geschichte gemeinsam anschauen und sich über das, was man erfährt, austauschen und in den Dialog treten kann, “ so Ray. Junge Menschen, die die Geschichte der Titanic nicht kennen, erfahren hier sehr viel über das Schiff, die Zeit um 1912 und das Leben der Menschen.
„Bevor die Ausstellung nach Deutschland kommen konnte, musste unter anderem eine passende Ausstellungsfläche gefunden werden, um die imposante Freitreppe der Titanic – ein weiterer Nachbau in Originalgröße – unterbringen zu können“, so Malte Fiebing-Petersen, Titanic-Experte und Vorsitzender des Deutschen Titanic-Vereins, der Partner dieser Ausstellung ist und auch Expertenführungen anbietet. Die Metropolishalle in Babelsberg erfüllte die Voraussetzungen für den insgesamt 12 bis 15 Meter hohen Aufbau der Treppe. Die Treppe wird vielleicht der beliebteste Selfie-Spot werden in der Ausstellung – oder aber das Stück Bordwand, an dem die Besucher:innen ein originales Teil der Titanic berühren dürfen, oder der echte Eisberg, oder …
Nach dem Rundgang durch die Ausstellung, bei dem ich sehr viel Neues über die Titanic und die Bergung der Artefakte erfahren habe, bin ich dann doch erstaunlich erleichtert, dass Mrs. Brown überlebt hat. Es hat also geklappt mit der persönlichen Perspektive!
Übrigens ist die Ausstellung weitgehend barrierefrei gestaltet, jedoch in erster Linie visuell ausgelegt mit informativen Beschilderungen. Es stehen Audio-Guides zur Verfügung.